Werk im Fokus

Paco Knöller
(*1950)

The Thinking Reed 2, H 366, 2014
Ölkreide und Lack auf Holz
155 x 98,5 x 4 cm
Privatsammlung Berlin

 

Paco Knöllers primäres bildnerisches Ausdrucksmittel ist die gezeichnete Linie. Zu ihrer Sichtbarmachung benutzt er Bleistift, Farbstift, Kugelschreiber, Ölkreidestift oder ein Messer. Als Bildträger dienen ihm Papier oder Holz. In seinen Ölkreiden auf Holz gibt sich der Künstler, bevor er auch nur eine einzige Linie zieht, erst einmal ganz den Farben hin. Sie schaffen das fruchtbare Feld, in und auf dem die Linien zur Form heranwachsen. Der Bildträger wird zunächst vollständig mit schwarzem Lack «versiegelt». Er dient nachfolgenden, nun jedoch farbigen Lacken als Grundierung. Auf sie trägt der Künstler seine Ölkreiden von intensiver Farbigkeit mit Stift oder, falls sie lose pigmentiert sind, mit Spachtel und Handballen auf. Ihre oberen Schichten lassen dank malerisch atmender Durchlässigkeit erkennen, was unter ihnen liegt. Anders als Papier ermöglicht es die widerständige Härte des Holzes, die formgebenden Linien nicht nur «additiv» mittels Stift auf die farbigen Ölkreideschichten aufzutragen, sondern sie in diese «subtraktiv» mit Hilfe eines Messers «einzugravieren» und so die unter ihnen liegenden farbigen Lackflächen partiell wieder freizulegen. Dabei benutzt Knöller das Messer, indem er die Klinge quer durch die Farbmaterie zieht, woraus kein scharfer Schnitt, sondern eine mehr oder minder breite und splittrige Farbspur in der Oberfläche des Bildes entsteht. Das Resultat ist eine zugleich strukturelle und ästhetische Symbiose von Linie, Farbe und Fläche. Mit «The Thinking Reed» veranschaulicht Knöller in einer mehrteiligen Bildserie den Titel eines gleichnamigen Gedichtes der amerikanischen Malerin Agnes Martin, der letztlich auf Blaise Pascal zurückgeht. In seinen «Pensées» (VI, 347, publ. 1670) schreibt er: «Nur ein Schilfrohr, das zerbrechlichste in der Natur, ist der Mensch, aber ein Schilfrohr, das denkt.» Zarte vegetabile Formgespinste, in denen wir Stiele, Blätter und Blüten erkennen können, entfalten sich auf gelben, grünen oder schwarzen Farbfeldern. Knöller zielt in dieser Werkserie jedoch nicht vorrangig auf Pascals seelische Erschütterung angesichts der Fragilität des Menschen gegenüber den zerstörerischen Mächten der Natur sowie der unermesslichen Größe des Universums. Vielmehr lenkt er unsere Aufmerksamkeit auf das Schilfrohr selbst, letztlich auf alles Pflanzliche als ein «denkender», mit seiner Umwelt innigst kommunizierender und vernetzter Organismus, der menschliches Leben erst ermöglicht und dessen unverzichtbare Grundlage bildet.


Uwe Wieczorek

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Texte
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Video
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Übersetzung
Julia Thorson